schlafende schöne 2011/12
mein Projekt schlafende schöne ist einer von mehreren parallel laufenden versuchen, fotografie, oder besser fotografische maßnahmen, für mich als maler anzuverwandeln und zu thematisieren. ich hege dabei keinen fotodokumentarischen anspruch, eher geht es mir um den unschärfefaktor der wahrnehmung (siehe heisenbergs unschärferelation, in der er konstatiert, daß ein objekt sich durch die betrachtung des betrachters verändert, wobei dies nicht die folge von unzulänglichkeiten eines entsprechenden messvorgangs ist, sondern prinzipieller natur). genau wie gegenüber der wahrnehmung, hege ich auch unserer sprache gegenüber den grundsätzlichen zweifel, ob sie ihrem kommunikatorischen auftrag gerecht werden kann. diese Thematik versuche ich in der konfrontation von visuellen objekten (zeichnung, malerei, fotografie) mit brailletexten anzusprechen.
bei den schlafenden schönen handelt es sich um zitate aus der malerei vor allem des 17., 18. und 19. jahrhunderts, in der das Sujet der schlafenden (nymphen, odalisken, feen usw., also in der Regel nackte frauen) offenbar keine geringe rolle spielte.
ich reduziere zunächst die farbe der gefundenen motive, um sie dann so weit in die unschärfe zu treiben, bis der anschein des malerischen durch den des realen umgekehrt wird. das heißt, der erste eindruck soll beim betrachter ein reales wesen vermuten lassen, welches lediglich durch unschärfe in eine vage vermutung überführt wurde. erst nach längerer beschäftigung mit dem gesehenen kann die ahnung einer gemalten vorlage hervorkommen. und die brailletexte auf augenhöhe verstärken noch den eindruck des zweifelns an der exaktheit unserer weltwahrnehmung. vor allem sollen dabei einfach auch schöne, poetische bilder entstehen.
paradoxie und dialektik!
Der Brailletext über den Augen lautet: schlafende und tote sind nur gemälde und bezieht sich auf ein Zitat in Macbeth von William Shakespeare in der Übersetzung von Friedrich von Schiller: Lady Macbeth. Schwache Seele! Gib mir die Dolche. Schlafende und Tote Sind nur Gemälde; nur ein kindisch Aug’ Schreckt ein gemalter
Teufel.