Texte zur künstlerischen Arbeit

KÜNSTLERISCHE KONZEPTION

Sprachbilder
In meiner Arbeit geht es um die Kommunikationsfähigkeit von Wort und Bild, aber auch um ihre grundlegenden Gemeinsamkeiten und Differenzen: Bilder sind nicht die besseren Worte, Worte nicht realistischer als Bilder. Übersetzungen von einem Medium ins andere sind schwierig und verlaufen zumeist nicht ohne Sinnverlust. Meine Sprachbilder untersuchen das komplexe Verhältnis von Wahrnehmung und Kommunikation, von Schrift und Sprache, von Farbe und Licht, von Fotografie und Malerei.
Die Sprache erscheint mir als ein System, das die subjektive Qualität einer spezifischen Erfahrung der Wahrnehmung vernachlässigt zugunsten der allgemeineren, konventionalen Bedeutung der Worte und Begriffe. Und ebenso scheint auch das konkrete Bild, auch das der Fotografie, einen bestimmten Gegenstand oder ein Erlebnis unmittelbar und endgültig nicht wirklich transportieren zu können.
Ich versuche dies zu verdeutlichen, indem ich in meinen Arbeiten die Rezeptionsgewohnheiten des Betrachters mit den Gesetzmäßigkeiten des Mediums konfrontiere, über welches Kommunikation stattfindet.

Blindenschrift
Die Titel der Arbeiten, die immer als Blindenschrift-Texte auf den Bildträgern angebracht sind,
thematisieren die Frage nach Möglichkeiten von Erkenntnis angesichts visueller (und virtueller)
Wirklichkeiten. Während der Blinde die Texte – wegen ihrer Übergröße – nicht lesen kann, bemerkt der Sehende seine Blindheit. Farben und Worte sind abstrakte und verallgemeinernde Zeichen einer nicht mehr abbildhaften Dingwelt. Mit dem System der Bildenschrift sagen die Bilder mehr als der Betrachter sieht.

Hinterglas-Malerei
Malerei, Fotografie, Zeichnung und Schrift definieren auf unterschiedlichen Raumebenen das Bild. Die Farbe bzw. die Fotografie befindet sich jeweils hinter, nicht etwa auf der Bild-Fläche, während vor dieser Hinterglas-Malerei der in Brailleschrift kodierte Text, also das Medium der Sprache, zu schweben scheint. Verbunden werden Text und Bild durch den transparenten, realen Zwischenraum der 5 – 6 mm dicken Glasfläche. Diese öffnet zugleich einen imaginären Raum, in dem die Differenz zwischen Sprachlichem und Nicht-Sprachlichem aufgehoben und geborgen scheint. Sprache und Bild, Ratio und Emotion beleuchten sich im Getrenntsein wechselseitig, ohne sich wirklich zu berühren.

Fotografie
In der Hinterglas-Malerei – auch Fotografie ist für mich Malerei mit anderen Mitteln – geht es
um den Kontrast zwischen Rationalität (repräsentiert durch Text) und semantischer Offenheit
(vergegenständlicht in der nichtfigurativen Malerei).
In den Fotografien hingegen stelle ich die absolute Zuverlässigkeit der Wahrnehmung von Realität durch Sprache und Bild in Frage. Dabei dient sie als Material, um die Grenzen visueller Erfahrung sichtbar zu machen. Die mit mehr oder weniger deutlicherer Unschärfe versehene Fotografie zeigt genau das, was genauer nicht gesagt werden kann. Der Umgang mit fotografischen Techniken entspringt einem kritischen Impuls, das Resultat ist kein Selbstzweck, sondern das Mittel zur ästhetischen Artikulation nichtfotografischer (weil wahrnehmungs- und sprachphilosophischer) Interessen.

Bibliographie (Auswahl)

05/2012 – Heinrich Ackermann
Zweifel an der Zuverlässigkeit der visuellen Wahrnehmung
Zeitkunst Mai 2012

9/10.2011 – Petra Steinhardt
in: Farbe – Raum – Konzept / Fotografie,
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung
in der Galerie Schütte, Essen

18.03.2010 – Karen Heinen
Poesie als Galaxie auf fernem Blau
in: Nassauische Neue Presse

11/2010 – Dorothée Mahringer
Zwölf Blicke in die Blindheit des Sehens
in: reinMein, Die überregionale Zeitung,
www.reinmein.info

11/2010 – Erhardt Metz
Blindheit des Sehens
in: http://erhard-metz.de

28. 01. 06 – Dr. Gerd Steinmüller
Blind Date
Eröffnungsrede zur gleichnamigen Ausstellung
im Neuen Gießener Kunstverein

30.01.06 – Heiner Schulz
Vergnügen beim Entschlüsseln
Gießener Anzeiger

12.07.05 – Heiner Schultz
Wort und Bild begegnen sich in suggestiven Serien
Gießener Anzeiger

Feb. 05 – Silke Weigl
Punkt. Buchgestaltung über die künstlerische
Arbeit von Klaus Schneider,
Vordiplom an der FH Würzburg/Schweinfurth

03.11.04 – Oliver Fiedle
Ab ins Reich der Sinne, Hegauer Wochenblatt

Sept. 04 – Velten Wagner
Sinn der Sinne, Mit den Händen sehen – mit den Augen tasten,
Vernissage für Baden Württemberg
und Katalogtext zur Ausstellung

14.07.04 – Maryanto Fischer
Von der Sensibilisierung des Sprachgebrauchs,
Hanauer Anzeiger

Mai 04 – Otto Rothfuss und Margarete Rebmann
What you see is what you get,
Katalogtext zur Ausstellung im
Kunstverein KISS Schloss Untergröningen

29.07.03 – Angelika Storm-Rusche
Die Unschärfe hat Methode,
Generalanzeiger

Juni 03 – Inge Nevole
K. Schneider erkenntnisse …?,
EIKON, Heft 42

22.05.03 – Anna Kötter
Schlüssel zur Erkenntnis hinter Glas,
WAZ, Mühlheim

März 03 – Markus Lepper
Malerei als Erkenntnis?,
Katalogtext zu: Erkenntnisse …?
Gabriele Uelsberg
Raumzeichen – Zeichendämmerung?, ebenda
Elisabeth Claus
Sehen-wahrnehmen-erkennen …, ebenda

24.05.02 – Andrea Springer
Neue Dimension,
Wiesbadener Tagblatt

22.05.02 – dre
An den Grenzen des Sagbaren,
Wiesbadener Kurier

06.11.01 – Andrea Schwarzkopf
Worte und Schnitte,
Eröffnungsrede im Bundesministerium
für Arbeit und Soziales, Berlin

14.07.01 – Christine Hamel
Um den Verstand gebracht,
Süddeutsche Zeitung

Mai 01 – Bernhard Koßmann
Katalogtext zu:
Kunst im Hessischen Rundfunk

Mai 01 – Heike Sütter
Fotografie, Material, Erkenntnis
Katalogtext zu: blick/wechsel/blick

4/2001 – Christiane Dressler
Das Eigentliche liegt dazwischen
KunstZeit, Heft 1/2001

Feb 01 – Katharina Deschka
Das Wesen der Sprache, FAZ

31.01.01 – Regine Seipel
Hintersinnige Anspielung auf die Gültigkeit von Sprache,
Frankfurter Rundschau

28.01.01 – Margarete Zahn
sehen glauben,
Predigt/Johanneskirche, Hanau

27.01.01 – Heike Sütter
… mich sehen?,
Eröffnungsrede Galerie König, Hanau

26.08.00 – (blo)
Vom freien Raum über banale Schönheit hin zur
umfassenden Sprache,
Walliser Bote

Jun 00 – Heike Sütter
Sehen glauben,
Katalogtext zu: Artists In Residence

04.05.00 – I. Steinhauer
Platonische Worte, in Braille-Schrift, WZ

04.05.00 – Susann Barczikowski
Sehen ist Irritation und Sprache …,
Frankfurter Rundschau

Apr. 00 – Heike Sütter: Sehtexte
Katalogtext zu: mit 1000 augen
Johannes Kögler: mit 1000 augen, ebenda
Boris von Brauchitsch: Worte: die nicht sehen, ebenda

29.04.00 – Heike Sütter
Sehen ist immer ein Tasten,
Rede zur Ausstellung Galerie F Bad Nauheim

02.12.99 – Christian Stolz
Unsichtbare Welt, Stuttgarter Zeitung

22.12.98 – Christa von Helmolt
Welche Worte sehen Wahrheit?, FAZ

14.06.97 – Hans Zitko
Kunststücke, Katalogtext zur gleichn. Ausstellung

25.01.97 – Felix Ruhl
Sprachbilder, Badische Zeitung

März 97 Hans Zitko: Die zwifache Korrektur,
Katalogtext zu: Sprachbilder
Christa Weber: Auf der Suche nach dem Aussehen der Worte,
ebenda

16.06.96 – Andrea Schlaier
Worte, die sich greifen lassen, Memminger Zeitung

Juni 96 – Hans Zitko
Die Notwendigkeit des Erinnerns,
Katalogtext zu: Erinnerungslos

02.04.96 – (bab)
Dialog und Dialektik, Frankfurter Rundschau

Mai 96 – Dr. Klaus Klemp
Schriftzeichen – Bildzeichen,
Katalogtext zu: Versuche zum Schweigen der
Worte